Laute Musik, deren Bass aus den Boxen hämmerte. Eng aneinander geschmiegte Leiber, die sich im perfekten Einklang zur Musik bewegten. Es roch nach Schweiß, rauschendem Blut und rasenden Herzen. Es wurde wenig geredet, dafür mehr mit Körperkontakt gearbeitet. Alle verfügbaren Sinne wurden genutzt, um andere Sinne zu verwirren und zu vernebeln. Die Menge tobte, sie wurde von rotem, blauem, gelbem, orangem, violetten und grünem Licht bestrahlt. Aus einer Nebelmaschine wurde feiner Nebel in die tanzende und pulsierende Menge gesprüht. Als Außenstehender sah man fast nichts mehr von den vielen Menschen, die, vollgekippt mit Alkohol, ihren Frust, Stress und Sorgen rausließen. In der Menge selbst sah man nur seinen Partner, der mit den Sinnen verführt wurde. Alles andere war unwichtig. Die gesamte Konzentration wurde für den Partner, der völlig fremd sein konnte, genutzt, andere Personen verschwammen, das einzigste Geräusch war die Musik, die in den Ohren der tanzenden Leute den Takt vorgab und alle anderen Geräusche ausblendete. Die Atmosphäre war so elektrisch aufgeladen, dass niemand auch nur das leiseste Geräusch von draußen wahrnahm, dass mehr als nur Leid verhieß. Es drehte sich alles nur um Lust und Leidenschaft. Auch die Außenstehenden wurden in diese Atmosphäre mit reingezogen, in den Bann der Leidenschaft der das Leben um so vieles leichter machte. Dieser Ort lag weit entfernt von der Zivilisation und doch war er berühmt für seine magische Atmosphäre, die jeden Sterblichen, der diesen Ort betrat, gefangen hielt und erst gehen ließ, wenn das gestillt war, wonach jeder Körper lechzte.

Dieser Ort lag versteckt in einer Gasse und doch war er leicht zu finden. Die berühmte Atmosphäre machte ihn so bekannt, dass jeder diesen Ort blind fand, auch wenn er noch nie von ihm gehört hatte.

Nicht unweit von diesem geheimnisvollen Ort, der mehr als nur ein Wunder barg, lag tief verborgen im Schatten, eines Vorsprungs, ein Hauseingang, der genauso trist und eintönig war wie dieser Ort, dennoch barg auch dieser Teil der Gasse etwas magisches, dessen Spur man bis zu dem sinnlichen Ort mit der verführerischen Energie und Atmosphäre zurückverfolgen konnte. Doch nicht nur Magie lauerte in der Gasse, auch etwas Gefährliches und Hungriges wartete dort, um gestillt und befriedigt zu werden. So gefährlich dass es jedem das Herz gefrieren ließ, wenn es sich ihm offenbarte. Dennoch nahm keiner die negative Energie wahr, die alles übertraf, wenn es einen Ort betrat, der von lauter positiven Energien gefüllt war.

Niemand konnte sich das Ausmaß seines Hungers vorstellen. Niemand konnte sagen, ob dieser Hunger je gestillt werden würde. Niemand wusste, wer das nächste Festmahl sein würde. Niemand war sicher vor dem unstillbaren Hunger. Niemand wusste, ob man solch einen Hunger überlebte.

Es ging nicht um richtig oder falsch, sondern um das pure Überleben und dem Hunger zu entkommen, der alles verschlang, was er in die Finger bekam. Der Hunger war gefährlich und stärker als alles, was bisher existierte. Er war gieriger und größer, als ein Hunger je sein würde. Und doch kam er nur nachts heraus, um sich zu bereichern und sich zu einem Teil zu befriedigen. In der Nacht konnte er sich offenbaren, ohne von einem anderen als seinem Opfer erkannt zu werden. Doch am Tag war er den Blicken der Menschen ausgesetzt. Sie würden alles wissen, vor ihm davon rennen und ihn verabscheuen. In der Nacht sah ihn jedoch nur sein Opfer, und bevor dieses wegrennen konnte, hatte er es schon lange verspeist. Doch der große Hunger musste darauf achten nicht gesehen zu werden. Er musste schnell speisen.

Dies war eine solche Nacht. Das Gefährliche, was in der Gasse lauerte, wollte gestillt werden. Wollte seinen Hunger besänftigen. Wollte seine Bedürfnisse befriedigen. Wollte das Leben von jemandem in den Händen halten und darüber bestimmen, wie langsam derjenige starb. Sein Opfer war bereits erwählt worden.

Vollgepumpt mit Alkohol und völlig benebelt von der Musik und der Atmosphäre, die diesen Ort so faszinierend macht, schmeckte das Opfer noch viel süßer und der Hunger wurde gieriger, wollte immer mehr und es würde ihm schwer fallen, sich loszureißen, wenn er überhaupt von seinem Opfer ablässt. Sein Opfer war hübsch. Auch wenn ihn die Äußerlichkeiten seines Opfers nur wenig interessierten, bevorzugte er doch das Elegante und Hübsche. Es schmeckte eben einfach besser. Seine Augen wanderten durch die Gegend, suchten nach den Schatten anderer, die ihn beobachten könnten. Seine Ohren lauschten nach Schuhabsätzen, die näher kommen und ihn bemerken würden. Doch da war niemand und mit einem Knurren sank sein Adrenalinspiegel. Seine Augen richteten sich wieder auf sein Opfer und begutachteten es erneut.

Kichernd warf es sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, als es zu ihm aufsah. Starker Alkoholgeruch wehte ihm ins Gesicht. Er sog den süßlichen Geruch tief in seine Nase, schloss die Augen und genoss die Stille. Tief in seinem Inneren regte sich sein Hunger, überwältigt von dem süßlichen Geruch, der sich in seinen Venen verteilte. Ein tiefes Knurren stieg in seiner Kehle auf und drang durch seine zusammengebissenen Zähne. Er öffnete die Augen und sah direkt in die seines Opfers. Gebannt sah es ihn an. In den Augen seines Opfers, sah er sich. Sah seinen Hunger und das Gefährliche und Dunkle, was in seinem Blick lauerte und sich auf sein Opfer stürzen wollte. Ein Funken blitzte in seinen Augen auf. Sein Opfer fürchtete sich vor ihm, er sah es in ihren Augen. Doch diese Angst erregte ihn. Sie zog ihn an und füllte seine Glieder. Blut. Angst. Alkohol. Die perfekte Mischung, um seinen Hunger zu stillen.

Er fühlte wie sich ein tiefes Knurren den Weg zu seiner Kehle hinaufbahnte und sein Inneres mit einem erschütterndem Beben zurücklies, als das Knurren seinen Körper verließ. Sein Opfer bewegte sich kurz. Ein kleines Signal, dass ihn dazu veranlasste seine Arme um sie zu schlingen und sie an sich zu ziehen, damit sie nicht davonlaufen konnte. Seine Hand legte sich auf ihren Mund, verhinderte, dass sie schreien konnte und die Aufmerksamkeit, eines zufällig vorbeilaufendem Passanten, auf sich lenken konnte. Ihre Lippen fühlten sich weich an, doch er bemerkte, dass sie schnell trocken wurden unter seine Handfläche. Er hielt ihren Blick gefangen, signalisierte ihr, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Dennoch fing sie an zu zappeln und sich gegen ihn zu wehren. Er ließ ihr keine Chance, hielt erbarmungslos ihre Arme fest und ihren Mund zu. Seine Arme schlossen sich stärker um sie, rutschten auf ihren unteren Rücken und übten Druck auf ihren Körper aus. Er beugte sich vor, wie der Hunger in ihm, sodass sich die Augen seines Opfers weiteten und ihr Körper starr vor Schreck wurde. Ein weiteres Knurren erschütterte seinen Körper, der Hunger wollte endlich gestillt werden, er meldete sich lautstark zu Wort und bleckte die Zähne. Mit seinen Fingern strich er behutsam über ihren Rücken. Als sein Opfer anfing, leise zu wimmern, drehte er sein Opfer in seinen Armen, sodass es mit dem Rücken zu ihm stand. Eine Hand ruhte immer noch auf ihrem Mund, während kleine Tränen ihre Wange hinunter kullerten und von der Haut seine Hand aufgesogen wurden.

Wieder drückte er sie an sich, sodass sie zumindestens lautlos wimmerte. Gierig streckte der Hunger seine kalten Finger aus, erreichte jedoch nicht seine Mahlzeit. Der Hunger ärgerte sich. Er konnte die Angst riechen, den Alkohol, das Blut. Lange hielt er die Warterei nicht mehr aus, dennoch genoss er die Spannung. Sie ließ sein Blut pulsieren, er hörte es in seinen Ohren rauschen, hörte wie es durch seine Muskeln floss und diese sich unter seinem Shirt anspannten. Seine Augen glühten, in Folge dieser Reaktion, auf. Jedoch konnte dies niemand sehen, da er sein Opfer tief im Schatten versteckt hielt, und nicht einmal im Traum daran dachte, es loszulassen.

Wieder beugte er sich vor, sog ihren berauschenden Duft ein und verharrte einen Moment mit den Lippen an ihrem Hals. Voller Vorfreudestreckte sich sein Hunger, knurrte, wollte an die Oberfläche, wollte endlich zuschlagen. Er wollte seinem Opfer das Leben rauben und spüren, wie es sich anfühlte. Er wollte sich alles nehmen, was es gab. Wollte sich so richtig satt essen. Wollte die Energie fühlen, die sich in ihm ausbreitete, wenn er endlich seine Mahlzeit zu sich nehmen konnte. Wollte die Schreie seines Opfers hören, wenn er seinen Höhepunkt erreicht hatte und wollte die Stille vernehmen, wenn alles vorbei war und sein Hunger befriedigt war, zufrieden mit dem, was er bekommen hatte. Dennoch würde er nicht satt sein, er war eben unstillbar.

Seine Finger juckten vor Aufregung. Für einen kurzen Moment zuckten sie, als er die Haut seines Opfers berührte. Sie ruhten auf ihrem Hals und beschrieben kleine Kreise. Trotz der Angst, bemerkte er die kurze Bewegung ihres Körpers, die ihn noch näher an seinen brachte. Langsam wurde die Angst von einem Gefühl der puren Lust weggedrängt. Im Unterbewusstsein war sie aber immer noch vorhanden, die Angst, die Gefahr, die im Schatten lauerte und das wahre Ich der Nacht offenbarte. Seine Finger fuhren hinunter zu ihrer Schulter und von dort aus über ihren Arm. Er hörte sein Opfer keuchen, zumindestens klang der Laut, der aus ihrem Mund kam, so. Seine Hand ruhte immer noch auf ihrem Mund. Er fuhr ihren Arm wieder hinauf, spürte ihre Bewegungen, ihre verzweifelten Versuche, sich von ihm loszureißen. Mit einer schnellen und ruckartigen Bewegung hatte er seinen Arm wieder um ihren Bauch gelegt und sie an sich gezogen, so fest, dass sich ihre Finger in seinen Unterarm krallten, als sie versuchte Luft zu bekommen. Erst du den Mund, doch nach einigen erfolglosen Versuchen hatte sein Opfer durch die Nase tief Luft geholt und entspannte sich soweit, dass es die Angst und Gefahr immer noch spürte, aber nicht mehr zu ersticken drohte.

Durch seine Hand, die auf ihrer Seite ruhte, fühlte er die kleinen Beben, die ihren Körper durchliefen, das Zittern, was daraus folgte. Ihre Hände lagen immer noch auf seinem Unterarm, krallten sich in seine Muskeln, versuchten vergeblich seinen Griff um sie zu lockern. Weitere Tränen liefen über ihre Wange, wurden von seiner Hand aufgesogen. Der Hunger in ihm lechzte danach, die bittere Angst in den Tränen zu schmecken, zu genießen. Seine Hand rutschte auf ihren Bauch, spreizte die Finger und drückte sie sanft an sich, damit sie aufhörte zu zittern. Durch den Stoff ihres Shirts fühlte er die Wärme ihrer Haut, fühlte ein paar Bauchmuskeln, die sich unter seiner Hand anspannten. Das Zittern hörte nun vollkommen auf. Sie versteifte sich und atmete flach durch die Nase. Ihre Brust hob und senkte sich in einem langsamen Rhythmus, als wollte sie versuchen sich vor ihm zu verstecken.

Ein kleines Lächeln trat bei diesem Gedanken auf seine Lippen, der Hunger verzog das Gesicht zu einem breiten, hässlichen Grinsen. Sie presste ihre Lippen fest aufeinander, als ein Schluchzen ihren Körper erschüttern wollte. Es war ein wunderbares Gefühl ihre Angst zu spüren. Er freute sich schon auf sein Mahl. Bald hatte die Warterei ein Ende. Wenn die Angst ihren Höhepunkt erreicht hatte und sein Opfer kurz vor der Besinnungslosigkeit stand, die mit der Angst folgte. Er drückte ihren Kopf noch ein Stück nach hinten, sodass er an seiner Schulter ruhte. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, dennoch stand Entschlossenheit in ihrem Blick, als ihr Blick seinen traf. Ein weiteres Lächeln zierte seine Lippen. Sie schien wirklich sehr entschlossen zu sein, nicht aufzugeben und zu entkommen. Seine Lippen streiften ihren Hals, nahmen den Geschmack ihrer Haut auf. Sie wanderten zu ihrer rechten Wange hinauf und verteilten viele kleine, federleichte Küsse darauf. Sein Opfer stockte erneut. Er spürte wie ein weiteres Knurren seine Kehle hinaufstieg und seinen Lippen entwich. Erneut krallte sein Opfer die Finger in seine Haut, immer noch in der Hoffnung er würde es loslassen. Doch da irrte es sich. So eine köstliche Mahlzeit würde er nicht gehen lassen.

Er zog sie noch enger an sich, sodass er ihr ein wenig die Luft abdrückte. Ihre Atmung ging schneller, ihr Brustkorb hob und senkte sich in einem immer schneller werdenden Rhythmus. Der Höhepunkt ihrer Angst würde in kürzester Zeit erreicht sein. In aller Ruhe beugte er sich vor und sog den Duft ihrer Haare in seinen Körper, der sein Blut noch mehr zum Rauschen brachte.

Er bleckte die Zähne. Sein Hunger lauerte nun knapp unter seiner Haut, würde bald an die Oberfläche dringen. Er war ganz in seinem Element. Er schlang seinen Arm nun ganz um sein Opfer, hielt sie erbarmungslos fest und presste seine Lippen wieder an ihren Hals. Ihre Haut schmeckte köstlich. Sie war makellos und völlig gesund. Perfekt.

Ein letztes Knurren fuhr durch seinen Körper, ehe seine Reißzähne zum Vorschein kamen und er sie in den Hals seines Opfers schlug. Sein Opfer zuckte vor Schmerz und Überraschen zusammen. Sie wollte schreien, doch seine Hand verweilte immer noch auf ihrem Mund. Die Knöchel an ihren Händen traten weiß hervor, als sie ihre Finger tiefer in seine Haut grub. Das Blut sickerte in seinen Mund, floss seine ausgetrocknete Kehle hinab und füllte seine Adern, Venen, jede Zelle in seinem Körper, seine Augen leuchteten auf, als ihr Blut durch sein Herz floss und seine Energiereserven auffüllte. Er spürte wie er stärker wurde und sich die Anspannung aus seinen Muskeln löste. Wie lange hatte er nur darauf gewartet. Sein Opfer hielt nun vollkommen still, als er ihren Lebensinhalt aussaugte. Er schmeckte den Alkohol, die Angst und einen kleinen Teil der Lust. Alles machte ihr Blut süßer.

Ihr Körper erschlaffte unter seinen Händen und er saugte auch den letzten Rest ihrer Hoffnung aus ihr heraus. Kurz bevor er fertig war, ließ er ihren Mund los. Ihre Augenlider waren gesenkt, ihre Haut blass und ihr Körper viel leichter, als zuvor. Zum Schreien fehlte ihr die Kraft und ihr Herz schlug immer langsamer. Erneut senkte er seine Lippen auf ihren Hals und raubte ihr auch ihr letztes Blut aus ihrem wunderschönen Körper. Ein erstickter Schrei drang aus ihrer Kehle, als er sie vollständig ausgesaugt hatte. Ihr Körper sank in seine Arme. Er hielt sie fest, fuhr mit der Zunge über die Wunden an ihrem Hals und sah zu, wie sie sich verschlossen. Dann legte er die Leiche auf den Boden und verschwand hinaus in die Nacht.

Dieses Festmahl würde er nicht so schnell vergessen.