Die Sonne stand hoch am Himmel, keine einzige Wolke war zu sehen, nur die Sonne, wie sie mit all ihrer Kraft aufs Meer schien. Es wehte eine leichte Brise, die das Meer zu kleinen Wellen bewegte, jedoch keine einzige Wolke über den Himmel trug. Einige Vögel kreisten über dem strahelnd blauen Wasser und kreischten immer mal kurz, wenn sie etwas essbares sahen. Es wirkte alles so friedlich und ruhig, selbst die weißen Strandhäuser mit ihren Veranden waren perfekt auf die Idylle am Meer angepasst.
Ein schwarzer Jaguar XKR 75 parkte auf der Straße vor einem der Strandhäuser, ein großer Kontrast zu dem weit verbreitetem weiß. Um das Strandhaus herum standen bereits viele Schaulustige, alle um das Absperrband verteilt, tratschten, machten Fotos und schlugen schockiert die Hände vors Gesicht, als sie den Wagen des Gerichtsmediziners sahen. Zwei weitere Polizeiautos standen ebenfalls da und zwei Polizisten befragten bereits einige Leute. Offenbar war hier schon einiges los.
Raven stieg aus dem schwarzen Jaguar, verschloss ihn und setzte die Sonnenbrille ab. Mit seinen dunkelgrünen, geheimnissvollen Augen sah er sich schnell um, sah in einigen Gesichtern der Schaulustigen Schock, Entsetzten und entdeckte in einigen auch Schadenfreude. Es musste also etwas richtig Schlimmes passiert sein. Raven wusste noch nicht einmal worum es grob ging, er wusste nur, dass er so schnell wie möglich hier her kommen sollte. Mit schnellen Schritten ging er zum dem kleinen Zauntor, welches sperrangel weit offen stand. Der Zaun war weiß und niedrig gebaut, fast so niedrig, dass man darüber steigen konnte. Hinter dem Zaun verbarg sich ein gepflegter Vorgarten mit einem Rasensprenger, der vermutlich den ganzen Tag lief, aber jetzt ausgeschaltet war.
Über einen gepflasterten Weg kam man schließlich zur Haustür, die im Moment offen stand und aus der die anderen zwei Polizisten kamen. Sie grüßten Raven freundlich, der ebenso höflich zurückgrüßte. Raven trat durch eine große Weiße Tür, vor der eine Fußmatte mit der Aufschrift 'Willkommen! Willkommen! (:' lag. Drinnen war alles sehr modern eingerichtet, die Möbel waren in ein helles, leuchtendes weiß gekleidet und glänzten, als würde man sie jede Minute putzen und polieren. Mit den Fingern fuhr er sanft über eine Kommode, die rechts neben der Tür stand, und hing seinen Gedanken nach, als eine vertraute Stimme nach ihm rief.
"Raven?" Schritte näherten sich, als Raven aufsah. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
"Hey Carl! Lange nicht gesehen!"
"Allerdings. Ein gutes Zeichen." Der alte Gerichtsmediziner sah Raven kurz eindringlich in die Augen, ehe er sich umdrehte und Raven mitwinkte.
"Komm mit. Ich klär dich auf!" Carl ging durch einen, mit Laminat belegten, Flur in ein großes Wohnzimmer mit großen Fenstern, die viel Licht durchließen. Im Moment waren die Vorhänge jedoch fast zugezogen, um das Objekt der Begierde vor neugierigen Blicken zu schützen.
Der leblose Körper lag mitten in dem geräumigen Wohnzimmer, die weißen Möbel mit Blut bespritzt. Carl kniete sich neben die Leiche und zeigte auf eine Kreiswunde an ihrem Herzen.
"Die Frau wurde einmal in die Brust geschossen und man hat ihr dreimal in den Bauch gestochen. Keiner der Stiche hat lebenswichtige Organe getroffen. Die Stiche sind auch unterschiedlich tief und wurden mit einem besonders scharfen Küchenmesser zugefügt!" Während der Gerichtsmediziner redete, zeigte er auf die Wunden, an denen getrocknetes Blut klebte, und am Schluss wies er auf ein am Boden liegendes Messer hin, an dem ebenfalls Blut klebte.
"Als man ihr in die Brust schoss, war sie sofort tot. Mehr kann ich erst sagen, wenn ich sie obduziert habe." Carl erhob sich und betrachtete Raven, der sich mittlerweile im Raum umsah.
"Okay. Meld dich bei mir, wenn du was hast!" Raven nickte ihm zu und wartete, bis Carl, sein Assistent und die Leiche weg waren, ehe er zu einer Kommode schritt, immer darauf bedacht, keine Fußabdrücke auf Blutspritztern zu hinterlassen. Auf der kleinen Komode stand ein Bild mit goldenem Rahmen. Vorsichtig hob er es hoch und betrachtete es eingehend.
Auf dem Bild war eine Frau, Anfang der Dreißiger, ein Mann, etwas Mitte der Dreißiger, und ein kleiner Junge, circa acht Jahre alt, zu sehen. Die Frau hatte lange, lockige, dunkle Haare, ebenso dunkle Augen und lächelte, sodass man ihre blendend weiße Zähne sah. Der Mann war geschätzte einmeterfünfundachtzig groß, hatte helle Haare und lächelte ebenso strahlend wie die Frau, die eindeutig das Opfer war. Der Junge, der neben dem Mann stand war ebenso dunkelhaarig wie die Frau und auch er lächelte. Alle drei standen vor dem Eingang des Zoos und strahlten wie verrückt. Sie sahen glücklich aus. Verdammt glücklich.
Raven stellte das Foto wieder auf die weiße Kommode und sah sich dann im Raum weiter um. Die Polizisten hatten bereits Beweise gesammelt und die Blutspritzter am Boden makiert.
"Mr Night, vor dem Haus warten Familienangehörige des Opfers!" Raven drehte sich um. Dort stand ein junger Polizist, vielleicht grade mal Mitte zwanzig, und sah zu Raven.
"Ich komme sofort. Lassen Sie sie nicht ins Haus", befahl Raven und sah sich dann weiter im Wohnzimmer um. Das rote Blut sah aus wie ein Fremdkörper zwsichen all dem weiß und den goldenen Griffen an den Kommoden. Mit einem Seuftzten, wandte sich Raven um und ging durch den Flur nach draußen. Gegenüber dem Wohnzimmer lag die Küche und von außen konnte man schon sehen, dass dort ein großes Chaos herrschte. Das musste sich Raven nach dem Gespräch mit der Familie einmal ansehen. Als er draußenn ankam, setzte er sich sofort seine Sonnenbrille auf und ging dann zu dem jungen Polizisten, der gerade mit einem Mann sprach, der dem Mann auf dem Foto glich. Der Polizist schien sich mit dem Mann zu streiten, als Raven näherkam.
"Hören Sie, Sir. Sie können nicht hine..." Der Polizist brach seinen Satz abrupt ab, als er Raven sah. Fast erleichtert blitzten seine Augen auf.
"Ich übernehme!", meinte Raven und nickte dem jungen Polizisten kurz zu, damit dieser endlich verschwand. Dann sah er zu dem Mann. Neben ihm stand ein kleiner Junge. Raven seuftzte.
"Was ist hier los?!", platzte der hellhaarige Mann sofort heraus.
"Ich würde gerne mit Ihnen in Ruhe sprechen. Mrs Black wird sich um Ihren Sohn kümmern", sagte Raven ruhig und deutete auf eine Polizistin, die sich lächelnd neben ihn stellte.
"Jamie, geh kurz mit der Polizistin mit. Ich komm gleich, okay." Der Junge nickte und sah kurz zu seinem Vater auf, der ihn nur anlächelte und ihn dann der Polizistin überließ. Als die Beiden außer Sichtweise waren, setzte Raven die Sonnenbrille ab.
"Nun, Mister..", fing er an.
"Terris. Meine Name ist Terris. Was ist hier los? Wo ist meine Frau?"
"Mister Terris, wir haben ihre Frau tot aufgefunden.", setzte Raven an und beobachtete das Gesicht von Mister Terris genau. Es verwandelte sich von Unwissenheit zu Entsetzten.
"Was?!"
"Wir haben ihre Frau erschossen vorgefunden, Mister Terris. Hatte Ihre Frau Feinde?" Mister Terris schüttelte den Kopf.
"Nein, Sie war eine liebe und nette Frau. Und höflich zu jedem! Ich kann es gar nicht glauben!" Er schlug die Hände vor den Kopf und unterdrückte seine Tränen. Das sah man ihm an.
"Gut. Hören Sie Mister Terris, wir wissen nicht, warum ihre Frau ermordet wurde. Wir würden Sie bitten in ein Hotel zu gehen oder zu Familienangehörigen zu ziehen, solange diese Ermittlungen dauern." Mister Terris schüttelte wieder den Kopf.
"Wie soll ich das denn meinem Sohn beibringen, dass seine Mum tot ist. Sie hat ihm jeden Morgen Frühstück gemacht und ihn liebevoll geweckt! O Gott.. Heute Morgen hat sie noch gelebt. Sie wollte unseren Sohn doch noch zur Schule bringen. Hätte ich Sie nur gelassen! Dann wäre Sie noch am Leben!"
"Machen Sie sich keine Vorwürfe, Mister Terris. Wir werden den Mörder finden! Nehmen Sie ihren Sohn und verschwinden Sie von hier. Das ist nichts für einen Jungen diesen Alters!" Raven sah Mister Terris an.
"Hier ist meine Karte. Sie können mich jederzeit anrufen. Ich werde dafür sorgen, dass zwei Polizisten ständig auf Sie beide aufpassen! Eine Frage hätte ich aber noch: Wann haben Sie ihre Frau zuletzt gesehen beziehungsweise, wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit ihr?"
"Heute Morgen, als ich das Haus zusammen mit Jamie verließ, habe ich Sie zuletzt gesehen. Wir wollten heute eigentlich gemeinsam zu Mittag Essen, aber Marie hat vorher abgesagt. Sie hat mir eine Sms geschrieben. Hier!" Mister Terris hielt Raven das Handy hin. Sorgfältig las er sich die Nachricht durch.
"Also hat sie 11.23 Uhr noch gelebt", murmelte er und sah dann wieder auf. "Gut, wenn Sie mich nun entschuldigen würden. Die Polizisten Black und Couper werden Sie begleiten." Er winkte die beiden Polizisten heran und klärte sie kurz auf. "Ihr werdet in ein paar Stunden abgelöst, bis dahin müsst ihr auf die Beiden gut aufpassen!" Black nickte. "Wir geben Bescheid, wenn es Ärger gibt, Sir!" Und so gingen die Beiden mit Mister Terris und Jamie davon.
Raven sah Ihnen nach, bis sie weg waren und ging dann wieder zm Haus. Er wollte sich noch ein wenig umsehen, bevor er zurück zum Revier fuhr und das Haus sauber gemacht wurde.
Vom Eingang aus kam man direkt über eine weiße Wendeltreppe in den zweiten Stock. Er ging fast geräuschlos hinauf und auch hier war der Boden mit Laminat verkleidet, die Wände in einem strahlendem Weiß gestrichen. Durch ein großes Fenster direkt gegenüber der Treppe fiel Licht hindurch, die Gardinen waren nicht zugezogen, obwohl man von außen direkt hineinsehen konnte. Das Fenster warf einen Blick auf die Straße, auf der immer noch sein Jaguar parkte, und auf die Häuser der anderen Straßenseite.
Mit einem Stirnrunzeln zog er die Gardinen zu, tauchte den Flur in eisige Dunkelheit. Er ging in das Zimmer rechts neben  der Treppe und fand einen unordentlichen, in blau getauchten, Raum vor. Das Bett stand an der hinteren Wand, unter einem Fenster, und war voll mit Kuscheltieren. Auf dem Boden lagen etliche Spielzeuge vertreut herum und rechts gab es wieder eine Tür. Vorsichtig bahnte sich Raven einen Weg zu dieser Tür. Dahinter befand sich nur ein Bad, welches man abschließen konnte, doch den Schlüssel konnte er nirgends entdecken. Scheint, als hätten Jamies Eltern den Schlüsseln, damit sich der Junge nicht wehtun konnte. Die Frage war nur, warum jetzt das Bad offen war. Er schloss es und trat wieder hinaus auf den Flur. Vor dem Fenster stand noch ein beiges Sofa und ein kleiner Tisch. Offenbar so etwas wie ein kleiner Ort, an dem man sich ausruhen konnte. Er ging über den Flur, das nächste Zimmer lag gegenüber des Kinderzimmers und war mit zwei Computern, ebenso vielen Laptops und einem großen Schreibtisch und einem langen Fenster zugestellt. Das alles stand auf der anderen Seite der Tür und links wurde noch ein Flachbildfernseher angebracht. Alles war ordentlich und sauber. Keine Blutspuren, nichts!
Einen letzten Raum gab es noch, doch bevor Raven die Tür öffnen konnte, klingelte sein Handy.
"Was kann ich für dich tun, Hübsche?", meldete er sich lächelnd und betrat das Zimmer, in dem ein großes Doppelbett mit einem weiteren Fernseher und einem riesigen Kleiderschrank stand.
"Das Aufräumteam würde gerne mit der Arbeit beginnen und wollen wissen, wie wissen, wie weit du bist, damit sie endlich losfahren können!" Aus Tavias Stimme war ein leichtes Grinsen herauszuhören.
"Sie können schon losfahren. Ich sehe mich gerade im zweiten Stock um. Hat sich schon jemand unten umgesehen?"
"Ja, Black und Couper. Es gab keine Blutspuren und auch keine Anzeichen für einen Kampf. Alles war sauber!" Nun klang Tavia wieder ernst.
"Gut, ich guck mih hier noch etwas um und, wenn ich nichts weiter finde, bin ich im Handrumdrehen auf dem Revier. Wenn ich was finde, bist du die erste, die es erfährt!" Er lächelte.
"Okay, Cowboy. Bis dann!" Mit einem Grinsen legte er auf und steckte sein Handy wieder weg.
Auf den ersten Blick sah alles ganz gut aus, ordentlich wie in dem Büro und in dem Rest des Hauses, zumindestens das war er schon gesehen hatte. Doch auf dem zweiten Blick entdeckte er eine Kleinigkeit, die nicht reinpasste. Er zog seine Handschuhe über und ging zu dem Nachttisch, auf dem ein Schmuckkästchen stand. Trotz der vorherrschenden Ordnung, sollte es womöglich verschlossen sein, doch es war offen und unzählige Ketten, Armreifen und Ringe lagen teilweise draußen, aber einige auch noch in dem Schmuckkästchen und das zeimlich unordentlich. Raven zückte sein Handy, wählte und wartete. Nach nur einem Klingeln ging Tavia ran.
"Oh, sag mir bitte, dass du im Stau stehst.." Ihre Stimme klang leicht flehend.
"Nein, tut mir Leid. Ich bin gerade im Schlafzimmer der Toten und habe etwas interessantes entdeckt. Kannst du die Überweisungen von Misses und Mister Terris für mich checken?"
"Klar, wenn du mir sagst, wonach ich suchen soll", im Hintergrund hörte er, wie sie bereits auf den Tasten ihres Computers rumklimperte.
"Ich brauche eine Liste aller Ketten, Armreifen und Ringe mit den dazugehörigen Kosten. So schnell wie es es geht. Und sag Javier und Ali Bescheid, dass sie sich bereithalten sollen!"
"Alles klar. Bis dann!" Tavia hatte sehr ernst geklungen, völlig in ihre Arbeit vertieft.
Raven packte den ganzen Schmuck wieder zurück, machte das Kästchen zu und verstaute es in einer Art Zip-Beutel. Mit schnellen Schritten war Raven wieder bei der Treppe. Er ging nach unten und direkt nach draußen. Er vertraute auf die beiden Polizisten, die sich unten umgesehen hatten, dass sie es auch gründlich getan hatten. Immerhin sahen vier Augen bekanntlich mehr als zwei.
An der Haustür angekommen, kam ihm gerade ein weiterer Polizist entgegen, dessen Name er vergessen hatte. Er war schon etwas älter, so um die vierzig. Leichte Falten zogen sich über sein Gesicht und dunkle Ringe waren unter seinen Augen zu sehen.
"Könnten Sie oben die Schlafzimmertür bitte nach Fingerabdrücken absuchen? Auf der Klinke sollten neben meinen und den des Opfers noch mehr zu finden seien. Ich muss jetzt los. Bitte erledigen Sie das, Officer!" Der Polizist nickte.
"Aber sicher doch Sir!"
Raven ging weiter zu seinem Jaguar und ließ sich auf den Ledersitz fallen. Er startete den Motor, schloss die Tür und fuhr los. Weg von den ganzen Schaulustigen. Das Revier lag am anderen Ende der Stadt, also fuhr er über den Highway, um seinen Jaguar zum dampfen bringen zu können. Er drückte das Gaspedal durch und raste über den Highway, verpasste fast seine Ausfahrt, aber zum Glück nur fast. Er kam vor dem Revier zum stehen. Mit einem Lächeln auf den vollen Lippen ging der muskulöse Mann rein, das Beweisstück in der Hand, ging er auf direktem Wege zu Tavias Büro. Er klopfte einmal an und ihre Stimme ertönte hinter der dunklen Tür. Ihre Jalousien waren zur, sodass niemand sehen konnte, was genau sie gerade tat.
"Herein!" Er trat ein und setzte ein Grinsen auf. Tavia sprang auf und rannte ihm in die Arme.
"Hey Prinzessin!"
"Hey Cowboy! Wie war dein Wochenende?" Sie grinste und ging wieder zu ihrem Stuhl, setzte sich und sah auf ihren Bildschirm. Tavia war die Computerspezialistin auf dem Revier und war insbesondere in seinem Team sehr aktiv. Sie war auch so etwas wie seine beste Freundin, diejenige die ihn am besten verstand, da auch sie am liebsten alleine war. Außerdem bewunderte er ihre Arbeit und ihre Fähigkeit am Computer, die Gabe die ganzen Daten, die auf dem Bildschirm hoch- und runterasselten, schnell auffassen und umwandeln zu können. Viele dachten ja, die Beiden hätten was mit einadner, aber dazu waren sie zu verschieden. Tavia stand eher auf da ganze Computerzeugs und Science - Fichtion - Filme, während Raven lieber Action und Sport bevorzugte. Trotzdem verstanden sie sich, auch wenn sie sich nur auf der Arbeit sahen, dort verbrachten sie aber viel zeit mit einander.
"Kurz! Wie immer! Wa hast du für mich Prinzessin?" Er stellte sich neben sie, war immer noch um einiges größer als sie.
"Ich hab die Liste für dich erstellt, die du wolltest. Die Frau besaß eine Menge an kostbarem Schmuck. Das älteste Schmuckstück ist fünfzehn Jahre in ihrem Besitz!" Sie druckte eine Liste aus, auf der alle Wertsachen standen. Auf dem Bildschirm waren auch noch Bilder vorhanden, die auf der Liste allerdings nicht mit abgebildet waren.
"Danke. Kannst du bitte die Polizisten Black und Couper anrufen? Sie passen auf Mister Terris und seinen Sohn auf. Sie sollen Mister Terris mal bitten eine Liste mit allen Wertgegenständen zu erstellen, an die er sich erinnern kann. Und schick bitte zwei Polizisten zur Ablösung."
"Klar, mach ich. Achja, Javier und Ali warten unten im Labor auf dich. Sie sagen, du sollst dich beeilen. Sie haben viel zu tun." Raven nickte.
"Geht klar. Ich komm nachher wieder. Ich hab noch eine Aufgabe für dich. Bis nachher, Prinzessin!"
"Bis dann, Cowboy. Ich freu mich schon!"

Das Labor, in dem Javier und Ali arbeiteten, lag am Ende des Ganges. Die Beiden warteten bereits ungeduldig auf Raven, als er eintrat und sie anlächelte. Javier, ein blonder junger Mann im zarten Alter von zweiundzwanzig, stand als erster auf.
"Raven, wir haben nicht lange Zeit. Was steht an?"
"Ich habe ein Schmuckkästchen gefunden, in dem offentsichtlich herumgewühlt wurde. Könntet ihr den Schmuck auf Fingerabdrücke untersuchen?"
"Klar, das dürfte eigentlich schnell gehen", das war jetzt Ali's Stimme. Die hochgewachsene rothaarige Frau mit dem Bobschnitt war aufgestanden, hatte sich Handschuhe übergestreift und nahm Raven das Beweismittel ab.
"In einer Stunde sollten wir fertig sein."
"Gut, während ihr anfangt, würde ich gerne Fotos von jedem einzelnen Schmuckstück machen und sie Tavia geben, damit sie sie vergleichen kann." Er nahm sich die Kamera und begann zu knipsen, während Javier und Ali arbeiteten und nach Fingerabdrücken suchten.
Als er fertig war, ging er zu Tavia und gab ihr die Bilder.
"Kannst du die Bilder mit denen von Schmuckstücken abgleichen und feststellen, ob alles da ist?"
"Klar, sagst du mir auch warum?", fragte sie ihn, während sie bereits daran arbeitete.
"Ich habe den Verdacht, dass der oder die Mörder das Schmuckkästchen durchsucht haben. Javier und Ali untersuchen die Gegenstände gerade nach Fingerabdrücken. Ich will nur sichergehen, dass noch alles da ist!" Tavia nickte, sie verstand.
"In ein paar Minuten haben wir die Antwort. Bis dahin, stör mich nicht!" Sie warf ihm einen grinsenden Blick zu, klimperte auf der Tastatur herum und sah ihn nach acht Minuten wieder an.
"Es sind alle Schmuckgegenstände da. Nichts fehlt!" In dem Moment kam Javier reingestürmt.
"Raven, wir haben Fingerabdrücke gefunden. Drei verschiedene. Hier!" Er gab Tavia die verschiedenen Fingerabdrücke, die sie den Schmuckstücken entnommen hatten und ging wieder. Schnell vergleichte sie die Fingerabdrücke, mit denen des Opfers und deren Mannes. Zwei stimmten überein. Den dritten Fingerabdruck ließ sie durch ein großes Datennetz an Verbrechern laufen und nach nur zwei Minuten landete sie einen Treffer. Ihrer Stimme war voller Erkenntnis, doch ihre Augen verrieten Unwissenheit, als sie jetzt sprach.
"Raven, du hattest Recht! Jemand hat das Schmuckkästchen durchsucht!"